Der Tempel von Bayon - បាយ័ន
Der Tempel von Bayon im Zentrum von Angkor Thom in Kambodscha ist einer der rätselhaftesten und markantesten Orte des ehemaligen Khmer-Reiches. Er wurde im 12. Jahrhundert unter König Jayavarman VII erbaut und ist ein einzigartiges architektonisches Meisterwerk.
Besonders bemerkenswert sind die unzähligen in Stein gemeißelten Gesichter auf seinen Türmen. Schätzungen zufolge gibt es über 200 riesige Gesichter, alle individuell gestaltet und auf den Haupttürmen verteilt. Diese Gesichter sollen entweder Jayavarman VII selbst darstellen oder eine Kombination aus dem König und dem Bodhisattva Avalokiteshvara.
Diese geheimnisvollen Gesichter mit ihrem sanften Lächeln und ihren gütigen Blicken verleihen dem Bayon eine magische und mystische Atmosphäre. Besucher haben das Gefühl, von allen Seiten beobachtet zu werden – was die Erfahrung dieses heiligen Ortes noch eindrücklicher macht.
Neben seinen Gesichtern beeindruckt der Bayon auch mit außergewöhnlichen Flachreliefs, die Szenen des Alltags, epische Schlachten, historische Ereignisse und religiöse Darstellungen zeigen. Diese Reliefs erzählen die Geschichte des Khmer-Reiches und zeugen vom kulturellen Reichtum dieser alten Zivilisation.
Der Bayon ist auch ein buddhistischer Kultort, mit inneren Schreinen und Altären für religiöse Praktiken. Trotz der Jahrhunderte seit seiner Errichtung ist der Bayon für viele Kambodschaner und Besucher ein Ort der Verehrung und Spiritualität geblieben.
Ein Besuch des Bayon entführt Reisende in eine Welt voller Rätsel und Wunder, in der Vergangenheit und Gegenwart harmonisch ineinander übergehen. Für alle, die das kulturelle Erbe Kambodschas entdecken möchten, ist dieser mystische Ort des Khmer-Reiches ein absolutes Muss.
Das heilige Herz von Angkor Thom
Der Bayon ist der zentrale Tempel von Angkor Thom, der Hauptstadt, die von Jayavarman VII Ende des 12. Jahrhunderts gegründet wurde. Im Gegensatz zu den früheren hinduistischen Tempeln ist der Bayon ein buddhistisches Mahāyāna-Heiligtum, das Lokeshvara, dem Bodhisattva des Mitgefühls, geweiht ist.
Er befindet sich genau am Schnittpunkt der Nord-Süd- und Ost-West-Achsen der Stadt und markiert damit das symbolische und spirituelle Zentrum des Khmer-Reiches.
Ein einzigartiger Tempel der angkorianischen Architektur
Der Bayon hebt sich durch seinen runden Grundriss und seine Türme mit Gesichtern von der traditionellen quadratischen Symmetrie der Tempelberge ab.
Hauptmerkmale:
- 54 Türme (ursprünglich), von denen heute noch etwa dreißig erhalten sind.
- Jeder Turm zeigt 4 gemeißelte Gesichter, die in die Himmelsrichtungen blicken.
- Maximale Höhe: 43 Meter.
- Drei Ebenen:
- Untere Ebene: Galerie der historischen Flachreliefs.
- Zweite Ebene: Innengalerien, Nebenschreine.
- Obere Ebene: Zentralschrein, umgeben von Gesichtstürmen.
Die Gesichter des Bayon
Diese lächelnden Gesichter mit halbgeschlossenen Augen verkörpern eine transzendente Gelassenheit. Ihre Bedeutung ist bis heute umstritten:
- Darstellung von Lokeshvara, der Verkörperung universellen Mitgefühls.
- Idealisierte Darstellung von Jayavarman VII, vergöttlicht als Bodhisattva.
- Ausdruck der wohlwollenden Überwachung durch den Herrscher in alle Himmelsrichtungen.
Dieser Bildstil wurde zum Sinnbild der späten Khmer-Kunst.
Die Flachreliefs: zwischen Geschichte und Mythos
Die unteren Galerien des Bayon sind mit über 1.200 Metern Flachreliefs geschmückt, die sich durch Realismus und lebendige Erzählweise auszeichnen.
Zwei Szenentypen sind vertreten:
- Historische Episoden:
- Seeschlacht gegen die Chams.
- Alltagsszenen: Märkte, Geburten, Spiele, Hinrichtungen.
- Mythologische hinduistische Szenen:
- Episoden aus dem Ramayana und dem Mahabharata.
Diese Mischung verdeutlicht den religiösen Übergang vom Hinduismus zum Buddhismus im Khmer-Reich.
Religiöse Symbolik
Der Bayon drückt eine buddhistische Kosmologie mit dem König im Zentrum aus:
- Die Türme symbolisieren die tausend Gesichter des Mitgefühls, die über das Reich wachen.
- Der Tempel stellt ein Mandala eines harmonischen Universums dar, mit dem König im Zentrum.
- Die Ausrichtung der Gesichter deutet auf eine göttliche Präsenz in alle Richtungen hin – ein allsehendes, gütiges Herrschaftsbild.
Geschichte und Wandel
Nach dem Tod Jayavarmans VII kehrten seine Nachfolger zum Hinduismus zurück, später dann zum Theravāda-Buddhismus. Der Bayon wurde im Laufe der Jahrhunderte angepasst, umgebaut und teilweise aufgegeben.
Im 20. Jahrhundert wurde er durch die École française d’Extrême-Orient restauriert – unter anderem durch Anastylose.
Den Bayon heute besuchen
Der Bayon gehört zu den meistbesuchten Tempeln von Angkor:
- Beste Besuchszeit: Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, wenn das Licht die Gesichter modelliert.
- Empfohlene Dauer: 1 bis 2 Stunden.
- Am besten nimmt man sich oben Zeit für eine ruhige Betrachtung, um die Ausrichtung der Gesichter zu erfassen.
- Die unteren Galerien verdienen besondere Beachtung wegen der reichen Bildszenen.
Fazit
Der Bayon ist zugleich Tempel, politisches Monument, Kunstwerk und steinernes Mandala. Er verkörpert den Höhepunkt der Verbindung von buddhistischer Spiritualität und königlicher Macht, von kosmischer Symbolik und menschlicher Geschichte. Wer den Bayon besucht, taucht ein in die Seele von Angkor Thom.
Tempeleingang
Vor dem Eingang des Bayon-Tempels sieht man oft Kambodschaner in traditioneller Kleidung, die sich für Fotos posieren lassen. Diese Kostüme können an Straßenständen ausgeliehen werden.